Blüten mit Cannabidiol (CBD) sind legale Hanfprodukte, die nicht berauschend wirken. Im K-Tipp-Test enthielten nur vier Produkte viel CBD und keine Pestizide. In drei Blüten fanden sich Giftstoffe, die Organe schädigen können.
Quelle: K-Tipp 12/2024, 19.06.2024, Autor Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Hanf enthält neben dem berauschenden THC viele weitere Stoffe, darunter Cannabidiol. Legale Hanfprodukte mit dem Hauptwirkstoff CBD können bei Schlafstörungen, Schmerzen und Entzündungen helfen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Luzerner Marktforschungsinstitutes Link im Jahr 2023 sind vor allem über 60-Jährige an CBD-Hanf interessiert.
Hanf enthält über 80 Wirkstoffe
Viele erhoffte Wirkungen von CBD-Hanf sind allerdings nicht ausreichend erforscht. Verlässliche wissenschaftliche Studien gibt es erst bezüglich Krampfanfällen. So zeigten US-amerikanische und polnische Forscher im Jahr 2015 in einer Studie mit 170 Epilepsiepatienten im Alter von 2 bis 55 Jahren, dass CBD-Präparate die Häufigkeit und die Schwere von Anfällen verringerten. Wie gut der Hanf wirkt, hängt vom Gehalt an CBD und anderen Cannabinoiden ab. Im Hanf stecken insgesamt über 80 Wirkstoffe.
Der K-Tipp liess in zehn Produkten den Gehalt an CBD und drei weiteren typischen Cannabinoiden messen. Alle Blüten wurden in der Schweiz angebaut – nicht auf freiem Feld, sondern in einem geschlossenen Gewächshaus. Viele der geprüften Produkte sind bei Coop, Denner oder am Kiosk erhältlich.
Ergebnis: Am meisten Wirkstoffe enthielt das Produkt «Green Lee», eingekauft bei K-Kiosk. In dessen Blüten mass das Labor insgesamt 21 Prozent Cannabinoide. Knapp darunter lagen die Produkte von Herba di Berna, Black Widow und Artur (je 17 Prozent).
Einige Produkte enthielten lediglich knapp 10 Prozent Wirkstoffe. Im Testsieger «Green Lee» fand sich neben CBD auch viel von anderen Cannabinoiden. Das ist von Vorteil: Studien wiesen darauf hin, dass ein hoher Gehalt an CBD allein nicht automatisch gut wirkt. In einer Untersuchung an Mäusen zum Beispiel stellten israelische Forscher 2015 fest, dass natürlicher Hanfextrakt mit mehreren Inhaltsstoffen besser gegen Entzündungen half als pures CBD.
Hanf verdampfen statt rauchen
Laut Gesetz darf CBD-Hanf maximal 1 Prozent THC enthalten. Das soll garantieren, dass die Produkte im Gegensatz zu illegalem Drogenhanf nicht berauschend wirken. Alle vom K-Tipp geprüften Produkte hielten diesen Wert ein. Beim THC-Gehalt in CBD-Blüten ist die Schweiz deutlich grosszügiger als andere europäische Länder. In Österreich und in den meisten EU-Staaten etwa gilt ein Grenzwert von lediglich 0,3 Prozent für den Wirkstoff THC. Das bedeutet: Im Ausland kann Schweizer CBD-Hanf illegal sein.
Die geprüften CBD-Blüten kann man rauchen, als Tee aufgiessen oder in Form von Guetsli essen. Am besten dosierbar ist der Konsum mit einem sogenannten Vaporizer, einem Verdampfer. In diesem Gerät werden die zerkleinerten Blüten nicht verbrannt wie in einem Joint, sondern nur indirekt erhitzt. Dabei verdampfen die Cannabinoide bei Temperaturen von 150 bis 210 Grad Celsius. Vorteil: Schädliche Stoffe wie Kohlenmonoxid, Teer oder Nikotin entstehen nicht.
Eine kanadische Studie zeigte 2021, dass das Verdampfen von Hanf im Vergleich zum klassischen Rauchen das Risiko von Atemwegserkrankungen und die Belastung durch Schadstoffe senkt. Bei Fachhändlern und in Internetshops gibt es mobile Vaporizer mit Akku.
Pestizidrückstände in drei Produkten
Für CBD-Konsumenten ist es wichtig, dass Hanf keine Pestizidrückstände enthält. Denn die Giftstoffe gelangen nicht nur beim Essen von Guetsli oder mit aufgegossenem Tee in den Körper, sondern auch über eingeatmeten Rauch. Laut dem Institut für Rechtsmedizin der Uni Bern werden rund 60 Prozent der im Hanf enthaltenen Pestizide beim Rauchen oder Dampfen aufgenommen. Im K-Tipp-Test schnitten drei CBD-Produkte ungenügend ab, weil sie Rückstände von Pestiziden enthielten: Floralpes, Sonnenfeld und Swiss Botanic.
Das Labor fand darin zwischen 4 und 24 Milligramm Pestizidrückstände pro Kilo. Diese stammen vor allem vom Antimilbenmittel Bifenazat und vom Insektizid Spirotetramat. Bifenazat schädigte in Tierversuchen die Organe von Säugetieren und führte zu allergischen Reaktionen. Und Spirotetramat steht laut der europäischen Chemikaliendatenbank im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu schädigen und Allergien auszulösen. Der Hersteller der belasteten Floralpes-Blüten gelobt Besserung und sagt, er habe das Produkt aus dem Verkauf genommen.
Der Sonnenfeld-Hersteller teilt mit, sein Hanf sei eine Mixtur aus Blüten von drei Lieferanten. Diese hätten versichert, keine Pestizide einzusetzen. Der Hersteller des «Hanfpost Lemon Haze Trim» bestätigt den niedrigen CBD-Gehalt in seinem Produkt. Es enthalte kleine Blätter und Blütenreste, die bei der Ernte als Nebenprodukte angefallen seien. Daher schmecke es weniger intensiv.
So hat der K-Tipp getestet
Der K-Tipp schickte zehn CBD-Produkte mit Hanfblüten in das auf Cannabisprodukte spezialisierte Schweizer Labor CBD-Test. Dort wurde der Gehalt an Cannabidiol (CBD) und drei weiteren Cannabinoiden gemessen. Das Labor analysierte die enthaltenen Wirkstoffe und suchte gleichzeitig nach Rückständen von Pestiziden. Insgesamt können mit der Messtechnik rund 350 Substanzen erfasst werden.
Vorsicht im Strassenverkehr
CBD-Hanfprodukte sind in der Schweiz legal und gelten nicht als Droge. Der Stoff CBD bewirkt keinen Rausch. CBDHanf enthält nur wenig vom psychoaktiven Wirkstoff THC. Dennoch kann es sein, dasss bei einer Polizeikontrolle der erlaubte Grenzwert für THC von 1,5 Mikrogramm pro Liter Blut überschritten wird. Ist das der Fall, gilt der Lenker als fahruntüchtig und kann seinen Fahrausweis verlieren.
Quelle: K-Tipp