Migräne und Cannabis

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Migräne Symbolbild

In der Schweiz gibt es schätzungsweise eine Million leidende Menschen an Migräne. Es ist schon fast schockierend, wie wenig wir angesichts dieser grossen Betroffenheit, über Migräne wissen. Dazu kommt noch, dass viele dieser Menschen grosse Mühe haben, eine wirksame Therapie bzw. Behandlungsmethode zu finden. Und gleichzeitig tummeln sich immer mehr Blogbeiträge, Erfahrungsberichte oder auch einfache Werbetexte, die sich für Cannabis als Behandlungsmethode aussprechen. Da stellt sich einem die Frage: Kann Cannabis wirklich gegen Migräne helfen? Und wenn ja: wie?

Studienlage zu Cannabis gegen Migräne

Unterdessen gibt es einige Studien, die untersucht haben, ob Cannabis gegen Migräne wirkt. Wie bei fast allen Cannabis-Themen sind es aber noch ziemlich wenige, die zudem oft nur kleine Gruppen untersucht haben. Das führt dazu, dass es zwar einige gut begründete Thesen gibt, absolutes Wissen aber kaum zu finden ist. Hinzu kommt, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, wie viel und wie starkes Cannabis in welcher Form eingenommen wird. Doch schauen wir uns mal an, was es so für Studienresultate gibt:

Viele Untersuchungen und alle weisen grundsätzlich auf eines hin: und zwar auf die positive Wirkung von Cannabis. So hat zum Beispiel die Studie aus dem Jahr 2016, bei einer Untersuchung von 121 Patientinnen aus Colorado bei 85% der Teilnehmenden eine positive Auswirkung auf die Migräne festgestellt. Im Durchschnitt sank die Anzahl der monatlichen Migränephasen von 10.4 auf 4.6.

Quelle medical Cannabis bei Migräne: Effects of Medical Marijuana on Migraine Headache Frequency in an Adult Population - PubMed

Eine weitere Studie von israelischen Wissenschaftlern, aus dem Jahr 2020 mit 145 Teilnehmenden zeigt in eine sehr ähnliche Richtung: 61% der Patientinnen waren im Stande die monatlichen Migräne-Attacken um 50% oder mehr zu reduzieren. Auch eine US-Studie aus dem Jahr 2019 kam zu einem ähnlichen Ergebnis: 88% der 316 Behandelnden meldeten eine spürbare Verbesserung. Bei dieser Studie lag der durchschnittliche Rückgang der monatlichen Migräne-Tage bei 42.1%.

Die eher aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 liefert nun weitere interessante Erkenntnisse: Was die Untersuchung zeigt, ist, dass Cannabis nicht nur die Häufigkeit von Migräneanfällen reduzieren kann, sondern auch die Intensität der Schmerzen verringern kann. Besonders hervorzuheben ist, dass Patient*innen, die regelmässig Cannabisprodukte nutzten, seltener auf klassische Schmerzmittel angewiesen waren. Zudem wiesen Produkte aus Hanf zum Inhalieren eine schnellere und effektivere Wirkung auf als oral eingenommene Präparate. (siehe dazu Blog: pulmonal, oral, egal?) Quelle Cannabis und THC: Cannabis bei Kopfschmerzen und Migräne - Grünhorn Academy

Was hilft besser: THC oder CBD?

Die oben erwähnte US-Studie von 2019 hat noch eine weitere wichtige Erkenntnis an den Tag gelegt: Die Wirkung von THC-dominiertem Cannabis war deutlich erfolgreicher in der Reduktion von Migräne-Attacken.

So könnte es den anschein haben, dass zur Behandlung von Migräne THC-haltiges Cannabis besser geeignet ist als ausgeglichene oder THC-freie Produkte. Der Mangel an belastbaren Resultaten ist bei dieser Frage bzw. Vorahnung noch viel grösser als bei der allgemeinen Wirksamkeit von Cannabis gegen Migräne.

Es gibt jedoch bereits Hinweise darauf, dass CBD-Produkte zur Prävention von Migräne beitragen könnten. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 fand heraus, dass CBD-haltige Produkte bei einigen Patient*innen die Häufigkeit von Anfällen reduzieren konnten, wenn sie regelmäßig eingenommen wurden. Dies könnte darauf hinweisen, dass eine Kombination aus THC und CBD in der Migräne-Therapie eine vielversprechende Möglichkeit darstellt.

Quelle Studie: Vaporizen bei Migräne: Vaporized Cannabis versus Placebo for Acute Migraine: A Randomized Controlled Trial - PubMed

Quelle Studie CBD und Migräne: Preclinical effects of cannabidiol in an experimental model of migraine - PubMed

Fazit

Die existierenden Studien-Resultate stimmen hoffnungsvoll. Es scheint, als könne die Cannabispflanze einer grossen Zahl von Migräne-Betroffenen helfen. Es bleiben aber viele offene Fragen. Wie wirksam ist Cannabis tatsächlich? Welche Einnahmeformen bringen die besten Resultate? Für wen ist es die richtige Therapie-Methode – und für wen nicht? Besonders relevant scheint die Frage, ob auch CBD-Produkte einen Beitrag leisten können oder ob Betroffene für eine Therapie um ihren Zugang zu medizinischen Cannabis-Produkten kämpfen müssen.