Update zu den Pilotversuchen

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In diesem Sommer wurde das Thema Cannabis regelmässig von den Medien aufgegriffen. Im Fokus standen die sogenannten Pilotversuche. Diese ermöglichen im Rahmen wissenschaftlicher Projekte die Abgabe von THC-haltigem Cannabis, zur Zeit in der Form von Blüten oder Haschisch. Wir hatten vor mehr als einem Jahr darüber berichtet, wie die legale Grundlage für die Pilotversuche zustande kam. Seit dann hat sich nun einiges getan: der erste Pilotversuch startet den Verkauf und andere stehen in den Startlöchern.

Basel macht vorwärts…

Der Pilotversuch in Basel geriet bisher am stärksten in den Fokus der Öffentlichkeit, da er mit Abstand am schnellsten vorangetrieben wurde. Während andere Städte ihre Versuchskonzepte noch nicht einmal eingereicht haben, begann die Basler Studie diese Woche. Der Verkauf von Cannabis wird aber wegen Verunreinigungen der Produkte noch einige Tage hinausgeschoben.
Studienteilnehmenden, welche alle 6 Monaten an einer Studienbefragung teilnehmen müssen. Ein Grund fürs rasche voranschreiten des Basler Projektes: Die Uni Basel hat bereits im Jahr 2016 mit der Vorbereitung eines Pilotversuches gestartet und konnte dadurch die Zusammenarbeit zwischen den Universitären Psychiatrischen Kliniken, welche den Versuch wissenschaftlich betreuen, und der Stadt Basel nach dem „Go!“ aus Bern bald regeln.
Angeboten werden in Basel vier verschiedene Blütensorten und zwei Haschisch-Sorten in Bio-Qualität mit jeweils unterschiedlichem THC-Gehalt. Wie im Gesetz zu den Pilotversuchen festgeschrieben ist, dürfen pro Monat maximal 10 Gramm THC gekauft werden. Wieviel Gramm Blüten das gibt, hängt vom THC-Gehalt des Produktes ab.

…Zürich trägt dick auf

In der Stadt Zürich beginnt der Pilotversuch zwar noch nicht diese Tage, vorwärts ging es aber auch. Das Zürcher Projekt, welches zur Zeit beim BAG (Bundesamt für Besundheit) und bei einer kantonalen Ethikkommission aufliegt, fällt insbesondere durch seine Grösse auf: 2’100 in der Stadt Zürich wohnhafte THC-Konsument*innen werden gesucht, zur Zeit wird eine Warteliste geführt. Weiter liegt in Zürich das Augenmerk auf dem Vergleich verschiedener Verkaufsmöglichkeiten. Neben 10 ausgewählten Apotheken und dem Drogeninformationszentrum der Stadt kriegen zehn „Cannabis Social Clubs“ die Möglichkeit, mit 50-150 Studienteilnehmenden einen sozialen Treffpunkt zu kreieren, an welchem neben dem Verkauf von Hanf auch der soziale Austausch und das gemeinsame Konsumieren im Fokus stehen. Einer dieser Clubs wird voraussichtlich vom Verein „Legalize It!“ betrieben.
Wer am Zürcher Pilotversuch teilnehmen will, kann sich dereinst direkt bei den registrierten Apotheken, den Social Clubs oder beim Drogeninformationszentrum anmelden. Damit die Daten zu den unterschiedlichen Verkaufsmöglichkeiten möglichst aussagekräftig bleiben, können die Blüten während der 3-jährigen Studie nur an derjenigen Verkaufsstelle bezogen werden, bei welcher die Registrierung erfolgte. Die Preise der verkauften Produkte sind an allen Verkaufsstellen dieselben und orientieren sich, wie auch in Basel, an den Schwarzmarktpreisen.

Was läuft in Bern?

Auch die Stadt Bern hat beim BAG ein Pilotversuch-Gesuch eingereicht. Wie weit dieser Prozess fortgeschritten ist, lässt sich aber kaum herausfinden. Zuletzt von sich hören liess Bern auf eine eher unschöne Art: Der Kanton wollte dem Verkauf in Apotheken den Riegel schieben. Gefordert wurden stattdessen der Verkauf in Drogenabgabestellen. Während also in Zürich mit Social Clubs experimentiert wird, zelebriert die konservative Regierung des Kantons Bern das Image der drogenabhängigen Kiffer*innen und setzt Hanf mit harten Drogen wie Heroin gleich. Das BAG pfiff den Kanton jedoch zurück, da dieser gar nichts zu den Pilotversuchen in der Stadt zu sagen habe.

Es gibt aber auch erfreulichere Neuigkeiten: Die Stadt Biel wird voraussichtlich ebenfalls am Pilotversuch der Uni Bern teilnehmen. Es ist ein Kontingent von 100 bis 170 Personen angedacht, die in der Pharmacie Dufour in Biel Cannabis kaufen könnten.
Neben dem Versuch der Uni Bern will der Verein „Cannabis Research“ in Zusammenarbeit mit der Uni Zürich einen weiteren Versuch im Kanton Bern starten.

Beteiligung der Herba di Berna AG

Da wir keine Apotheke unterhalten und kein THC-haltiges Gras anbauen, sind wir an den aktuell laufenden Prozessen der Pilotprojekte nicht beteiligt. Trotzdem sehen wir mit unserem Laden am Breitenrainplatz ein grosses Potenzial für Studien zur legalen Abgabe von Hanf. Fachgeschäfte können durchaus eine sinnvolle Option für den Vertrieb von Cannabis-Produkten sein, da sie optimal auf die Bedürfnisse der Kundschaft eingehen können.
Daher versuchen wir, zumindest in einem Pilotversuch z.B. des Vereins Cannabis Research als Verkaufsstelle teilzunehmen.

Links und Quellen:
FAQ zu den Pilotversuchen (BAG)
Cannabisstudie „Weed Care“ (Medienmitteilung Kanton Basel-Stadt)
Stadt Zürich sucht 2100 Kiffer*innen (TagesAnzeiger)
Cannabisstudie „Züri Can“ (Stadt Zürich)
Kanton Bern ist gegen legale Cannabis-Abgabe in Apotheken (20min)
Stadt Biel will sich an Cannabis-PIlotprojekt beteiligen (Jungfrau Zeitung)
Verein Cannabis Research