Cannabis Sativa vs. Indica

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Cannabis wird oft in die Kategorien Sativa und Indica eingeteilt. Diese Einteilung ist jedoch weder eindeutig, noch wirklich sinnvoll.

Verbreitete Einteilung in Sativa und Indica

Die ziemlich weit verbreitete Einteilung von Hanfpflanzen in die zwei Typen Cannabis Sativa und Cannabis Indica stützt sich auf viele verschiedene Kriterien.[1] Ein Faktor ist die physische und botanische Beschaffenheit der Pflanze. Sativa-Pflanzen sind grundsätzlich grösser und schlanker, während die Indica-Pflanzen kleiner und buschiger wachsen. Auch die Blätter sind bei Sativa dünner und haben längere „Finger“, während Indica-Blätter in einem dunkleren Farbton erscheinen und breiter sind.
Die grösseren Sativa-Pflanzen haben auch eine längere Wachstums- und Blütenperiode.

Sativa stimuliert, Indica beruhigt?

Neben diesen botanischen Unterschiede, welche durch verschiedene „Hybrid-Sorten“, also Mischformen der beiden Typen, sehr stark aufgeweicht sind, basiert die Einteilung vor allem auf angeblichen Unterschieden in der Wirkung.
Den Sativa-Sorten wird eine stimulierende Wirkung nachgesagt: der Konsum sorge für einen Energieboost und fördere die Konzentration. Indica-Sorten hingegen würden beruhigend wirken. Dementsprechend wird Sativa am Tag und Indica in der Nacht empfohlen.
Diese Einteilung beruht jedoch fast ausschliesslich auf anekdotischer Erfahrung und entzieht sich einer wissenschaftlichen Faktenlage.

Irrelevant ist die Einteilung aus einer rechtlichen Perspektive: Es handelt sich bei allen Cannabis-Pflanzen um Sorten der Pflanze Cannabis Sativa L.[2]

Indica und Sativa in der Wissenschaft

Die botanischen Unterschiede zwischen Sativa- und Indica-Pflanzen lassen sich grundsätzlich gut begründen. Jedoch ist diese Einteilung (zunehmend) ziemlich nutzlos, da die wenigsten Pflanzen eindeutig einem Typ zugeordnet werden können. Es gibt auch Botaniker*innen, welche die Pflanze gar in bis zu vier Typen einteilen: cannabis sativa, cannabis indica, cannabis ruderalis und cannabis afghanica.[3] Am Ende ist das aber nicht sehr wichtig: Wer Hanf anbauen will, sollte von der einzelnen Sorte wissen, wie sie wächst und was ihre Vorteile sind – unabhängig davon, ob sie jetzt als Sativa oder Indica bezeichnet wird.

Ähnlich sieht es aus mit der angeblich unterschiedlichen Wirkung der verschiedenen Typen. Es gibt keine Studien, welche die Unterschiede in der Wirkung oder im CBD- und THC-Gehalt in einem relevanten Ausmass nachweisen. Ein weiterer Grund, sich von der Typen-Einteilung „Sativa vs. Indica“ zu verabschieden.
Die Typen-Unterscheidung ist aus Konsumentensicht also ziemlich aussagelos, oder gar irreführend: die Unterschiede im Gehalt von Cannabinoiden (CBD, THC, CBG, …) und Terpenen sind von Sorte zu Sorte riesig, unabhängig vom Typ.[4] Diese chemischen Unterschiede bezüglich Wirkstoffgehalt sind auch das, was die Wirkung tatsächlich beeinflusst. Deshalb ist, wenn es eine braucht, die Einteilung in „Chemotypen“ viel sinnvoller: es gibt Sorten, die vor allem THC enthalten, Sorten mit THC & CBD und CBD-lastige Sorten.[5]

Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Einteilung in Cannabis Sativa und Cannabis Indica nimmt sehr schnell wissenschaftliche Züge an, die für Konsument*innen irrelevant sind. Es spricht einiges dafür, sich von der weit verbreiteten Einteilung zu verabschieden: Die Einteilung ist unklar, mitunter sogar falsch, und lässt wichtige Informationen aussen vor. Aus Perspektive der Konsument*innen ist – insbesondere im medizinischen Bereich – wichtig, dass für jede einzelne Pflanze ein komplettes Cannabinoid- und Terpenprofil erstellt und mitgeteilt wird. Nur so kann die Wirkung in Kombination mit Erfahrungen und wissenschaftlichen Auswertungen zuverlässig abgeschätzt werden.