Die Legalisierung von Cannabis in der Schweiz

Veröffentlicht am

Ein Schritt in die Zukunft

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Diskussion über die Legalisierung von Cannabis in der Schweiz intensiviert. Bereits vor 30 Jahren setzte sich die Grüne Partei aktiv für eine Legalisierung ein. Die Grünen beziehen mit ihrem Positionspapier eine klare Haltung, wie eine allfällige Legalisierung aussehen soll. Mitglieder der Grünen haben sich durch einen konstruktiven Austausch, unter anderem mit der IG Hanf und anderen Organisationen, wie z.B. Suchtverbände, für die Erarbeitung dieses wegweisenden Papiers eingesetzt. Als Fachgeschäft begrüssen wir diese Entwicklung und sehen sie als eine Chance für eine progressive und vernünftige Drogenpolitik in der Schweiz.

Das neue Positionspapier der Grünen Fraktion

Nach jahrzehntelangem politischem Einsatz und einem gesellschaftlichen Wandel steht dank der Umsetzung der parlamentarischen Initiative Siegenthaler ein neues Kapitel in der Schweizer Drogenpolitik bevor. Die Grünen legen dabei besonderen Wert auf den Gesundheitsschutz und die Prävention, um negative Auswirkungen des Verbots zu verringern und gleichzeitig gesellschaftlichen, medizinischen und wirtschaftlichen Nutzen von Cannabis zu erschliessen.

Die vorgeschlagenen Eckwerte für die Regulierung des Cannabis-Konsums betonen den Jugend- und Gesundheitsschutz, sowie die Suchtprävention. Dazu gehören Werbe- und Sponsoringverbote, Verkauf nur an Volljährige, strenge Vorgaben für Anbau und Produktqualität, sowie eine zweckgebundene Präventionsabgabe zur Finanzierung von Suchtprävention und Therapieangeboten. Die Grünen plädieren für eine moderate Lenkungsabgabe und die Einführung eines statistischen Monitorings über den Cannabiskonsum.

Die Politik wird aufgefordert, dem Cannabiskonsum mit mehr Realitätssinn und weniger Moralismus zu begegnen. Die Grünen setzen sich in den laufenden Gesetzgebungsarbeiten für eine Regulierung des Cannabis-Konsums ein, mit Fokus auf öffentliche Gesundheit und dem Finden eines Mittelwegs zwischen einem unregulierten Schwarzmarkt und einem unregulierten legalen Markt.

Die Zukunft der Cannabis-Regulierung in der Schweiz verspricht also einen Wandel, der nicht nur die Art und Weise betrifft, wie die Gesellschaft Cannabis wahrnimmt, sondern auch die Auswirkungen auf die Gesundheit, Jugend und den Schwarzmarkt minimieren soll.

  • Erfahre mehr über die Initiative PI Siegenthaler vom September 2020 – hier!
  • Positionspapier der Grünen Fraktion über die Cannabislegalisierung – hier!

Herba di Berna’s Standpunkt zur Legalisierung

Als eines der führenden Unternehmen in der Hanfbranche, nimmt Herba di Berna eine differenzierte Position zur Legalisierung von Cannabis ein. Während wir die Bemühungen zur Regulierung des Marktes und zum Schutz von Jugendlichen und Konsumenten unterstützen, plädieren wir für eine Abgabe in zertifizierten Fachgeschäften, ergänzend zu den Cannabis Social Clubs. Wir glauben, dass staatlich betriebene Verkaufsstellen das Risiko von Monopolen erhöhen könnten.

Darüber hinaus erachten wir die Eintrittshürde als relativ gross:

  • Daten der Person, des Konsumverhaltens sowie Führerscheinsituation sind u. a. abzugeben.
  • Die Idee, den Schwarzmarkt durch staatliche Verkaufsstellen auszutrocknen, halten wir für Wunschdenken.
  • Die Auflagen und Produktionsstandards werden hoch sein, was sich zwangsläufig auf die Preise auswirken wird.
  • Wir setzen uns für einen regulierten Markt mit hohen Produktionsstandards ein, ähnlich wie bei Alkohol, der aus unserer Sicht durchaus von der Privatwirtschaft bewirtschaftet werden kann.

Eine differenzierte Betrachtung des Marktes

Die Legalisierung von Cannabis in der Schweiz ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung, aber es ist wichtig, eine differenzierte Betrachtung des Marktgeschehens einzunehmen. Ein regulierter Markt, der von Wettbewerb und hohen Standards geprägt ist, wird langfristig sowohl den Konsumenten als auch der Branche zugutekommen.

Was findest du; wo willst du in Zukunft dein Gras kaufen?

Die Umfrage der Swiss Hemp Association

Höhere Versandkosten im Jahr 2024

Veröffentlicht am
Versand Packete, grün, braun und abstrakte Pflanzen

Das Jahr 2024 verspricht eine Welle von finanziellen Veränderungen, die auf Herba di Berna, sowie auf die gesamte Hanfbranche zukommen. Hinter diesen Veränderungen verbergen sich zahlreiche Faktoren wie steigende staatliche Abgaben (MWST), höhere Versicherungskosten, Preissteigerungen für Verpackungsmaterial, Energie und Mieten.

Diese Faktoren sind wie eine unaufhaltsame Flut, die Unternehmen vor die Herausforderung stellt, ihre Strategien anzupassen. Bei Herba di Berna möchten wir nicht nur reagieren, sondern proaktiv handeln und euch transparent darüber informieren, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen. Und welche Anpassungen im Versandbereich notwendig sind, um die Qualität unserer Produkte und euer Einkaufserlebnis aufrechtzuerhalten. Es sei betont, dass wir unsere bewährte Strategie bezüglich der Produktpreise beibehalten und euch auch weiterhin die Möglichkeit bieten, CBD- und Hanfprodukte zu unschlagbaren Preisen zu erwerben. Deshalb; Keine Sorge, es wird keine Preiserhöhungen bei den Produkten geben. Dennoch verlagern sich diese finanziellen Anpassungen. Wir entschieden uns nun jedoch diese auf den Versandbereich umzuwälzen. So stellen wir sicher, dass ihr weiterhin von unschlagbaren Angeboten profitieren könnt.

Vorteile der Änderung: Tracking und sichere Paketzustellung

Trotz anfänglicher Unannehmlichkeiten eröffnen die neuen Versandkosten auch Chancen für Herba di Berna und vor allem für unsere geschätzten Kunden. Durch die Anpassung der Gebühren können wir eure Pakete tracken und sie sind jederzeit überall auffindbar.

Fazit: Gemeinsam auf neuen Wegen – Der Hanfversand bei Herba di Berna

Das Jahr 2024 verspricht Veränderungen für die Hanfbranche, begleitet von einer Reihe von Herausforderungen. Steigende staatliche Abgaben, höhere Versicherungskosten und weitere Belastungen beeinflussen nicht nur uns, sondern auch unsere Kunden. In diesem Kontext haben wir bei Herba di Berna entschieden, transparent mit den anstehenden Herausforderungen umzugehen und euch über unsere Anpassungen im Versand zu informieren, sowie dass unsere Produktpreise gleichbleiben. Wir verstehen, dass Budgets manchmal jongliert werden müssen, aber seid versichert, wir tun unser Bestes, um hochwertige Hanfprodukte zu fairen Preisen anzubieten. Besucht unser Fachgeschäft an der Scheibenstrasse, um nicht nur die Einsparungen im Versand zu geniessen, sondern auch in den Genuss einer unverbindlichen und persönlichen Beratung zu kommen, wie auch unser breites Sortiment mit allen Sinnen zu entdecken.

Was dich auch noch interessieren könnte:

Cannabis und Magen-Darm

Veröffentlicht am
Magen-Darm-Harmonie mit Cannabis unterstützen

Die Festtage sind ein Schmaus, Speis und Trank, von einem Essen zum Nächsten, von Keksen über Schokolade, Mandarinen und den Festtagsbraten. Während wir die winterliche Festzeit meist mit Ferien, Feiern und Völlerei geniessen, hat unser Darm Überstunden zu leisten. Cannabinoide können unseren Darm bei seinen täglichen Funktionen unterstützen und zur Magen-Darm-Harmonie wie dem Wohlbefinden beitragen. Erfahre in diesem Blogbeitrag alles wie Cannabis und Magen-Darm harmonieren.

Der Körper als Lebensraum von Viren, Pilzen und Bakterien

Wenn unser Magen-Darm-System verschiedenen Belastungen wie Stress, Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung sowie Süss- und Alkoholgetränken ausgesetzt ist, leidet der Darm. Wir sind zwar anpassungsfähig und auch ziemlich zäh, das zeigt sich daran, dass sich der moderne Homo Sapiens teils ein Leben lang von Fastfood, Süssgetränken und übertrieben scharfem Essen ernähren kann. Und dennoch leidet der Darm in diesen Momenten der ungesunden Nahrungszufuhr. Seit Jahrtausenden ist es weltweit üblich, Cannabis zum Essen einzunehmen. Und heute können wir mit modernsten Technologien gezielt untersuchen, was im Detail abgeht und bei vielen Menschen für Entlastung sorgt. Der Darm zeigt deutliche Reaktionen bei übermässigem Essen und leidet nicht stillschweigend wie die Leber. Die häufigsten Beschwerden eines überlasteten Darms sind Durchfall, Übelkeit und Verstopfung, und die damit einhergehenden empfohlenen Gegenmittel sind vielen von uns bestens bekannt. Für einen gesunden Neujahrsstart zirkuliert neben Hanf unzählige Hausmittelchen, chemische Präparate und therapeutische Ansätze, die allesamt auf eine Balance des sogenannten „Darm-Mikrobioms*“ abzielen. Gemeint sind Bakterien und Pilze sowie gewisse Virenstämme, von deren Einwirken wir Menschen nicht krank werden, sondern vital bleiben. Im Laufe der Evolution haben sich winzige Lebewesen, also verschiedene Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt angesiedelt und bilden ein für alle Beteiligten vorteilhaftes Zusammenspiel, eine sogenannte Symbiose. Bei der Verdauung unterstützen sie sich gegenseitig sowie auch bei der Aufnahme von Nährstoffen, die für das Überleben sowohl des Menschen als auch der Mikroorganismen essenziell sind. Welchen Einfluss eine gesunde Darmflora auf unser Nervensystem hat, kann die Wissenschaft mittlerweile genau nachweisen. Zahlreiche Bauernweisheiten stützen den Spruch: „Du bist, was du isst“, und ähnlich umfassend wird die Wirkung von Cannabis als Heilmittel im Labor bestätigt.

* Definition: Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien, Archaeen, Viren, Pilze und Protozoen), die einen Makroorganimus (Mensch, Tier, Pflanze) besiedeln. Mikrobiome können u.a. das Immunsystem, den Stoffwechsel und das Hormonssystem ihres Wirts beeinflussen.

Bedeutung der Darmflora

Anders als toxische Substanzen oder vermeintlich magische Heilmittel dockt Cannabis über passgenaue Rezeptoren im Organismus an. Joghurt, versetzt mit Cannabinoiden im Supermarkt, ist vorerst noch Zukunftsmusik, doch die Darmflora kann grundsätzlich durch viele Speisen beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel in Schwung gebracht werden. Auf dem Markt sind zahllose Produkte, die kraftvolle Mikroben-Stämme fördern und ausreichend speisen, damit unerwünschte Erreger beim Eindringen in unseren Körper schnell zugrunde gehen. Das Problem dabei ist: Selbst die teuersten Kapseln, Pillen und Tinkturen schaffen es kaum bis zur Darmflora, wenn wir zugleich mit den Sünden der modernen Lebensweise fortfahren und unsere Magen-Darm-Harmonie ausser Acht lassen.

Wie und wo Cannabinoide genau auf unseren Körper wirken findest du im vorderen Blogbeitrag: https://www.herbadiberna.ch/starkes-immunsystem-durch-cbd-tropfen/

Wie sich Hanf auf unseren Magen-Darm-Trakt auswirkt

Während sich im Gehirn die CB1-Rezeptoren befinden, finden wir im Darm die CB2-Rezeptoren. Beides sind die sogenannten Andockstellen für Cannabinoide in der Hanfpflanze. Mit einem Vollspektrum-Präparat werden diese Rezeptoren beeinflusst und lösen eine Vielzahl an positiven Effekten im Körper aus. Cannabinoide können über das Magen-Darm-System entzündungshemmende Prozesse aktivieren, das Immunsystem anregen und zudem den Stresspegel senken.Krankheiten wie Multiple Sklerose könnten durch medizinischen Cannabis behandelt werden, da es entzündungshemmend wirkt und sogar ein bestimmtes Bakterium namens „Akkermansia muciniphila“ beeinflusst. (Quelle: Studie von Charles M. Skinner)

Full Spektrum CBD-Öl und Hanfkapseln zur Unterstützung des Magen-Darm

Die Forschung zu therapeutischem Cannabis und der Darmflora ist noch nicht so umfassend wie in anderen Bereichen, aber medizinische und therapeutische Fachpersonen beginnen, es für bestimmte Behandlungen zu empfehlen.Die Art des Konsums beeinflusst die Wirkung von Cannabis auf das Magen-Darm-System; das Rauchen oder Verdampfen wirkt schneller und intensiver, während die orale Einnahme möglicherweise besser verträglich ist und einen längeren Effekt aufweist.Es gibt vorteilhafte Aspekte von Hanfprodukten, aber potenzielle Wechselwirkungen mit Medikamenten und mögliche Nebenwirkungen müssen berücksichtigt werden. Am besten wird dies mit einer medizinischen Fachperson besprochen.Bei einem Reizdarm, Sodbrennen oder ständiger Verstopfung kann Cannabis nach heutigem Stand der Forschung als pflanzliche Alternative vielleicht in vielen Fällen unkompliziert helfen, aber manchmal Nebenwirkungen haben. Umsichtiger Konsum ist beim Selbstversuch mit Hanf auch für das Magen-Darm-System bis zur Klärung durch die Forschung weiterhin die beste Wahl.

Fazit

Wenn wir uns kulinarische Freuden gönnen, leistet unser Darm Schwerstarbeit. Cannabis als Vollspektrum Präparat kann dabei helfen, unseren Darm und seine Funktion zu unterstützen, gerade im neuen Jahr nach den weihnachtlichen Schlemmereien. Dabei ist unser Verdauungsapparat empfindlich: Stress, mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung können ihm zusetzen. Das Darm-Mikrobiom, bestehend aus Bakterien, Pilzen und Viren, spielt eine essenzielle Rolle für unsere Gesundheit und beeinflusst sogar unser Nervensystem. Cannabinoide können über die CB2-Rezeptoren im Darm entzündungshemmend wirken, das Immunsystem stärken und Stress reduzieren. Medizinischer Hanf zeigt vielversprechende Ansätze, besonders bei Krankheiten wie Multiple Sklerose. Allerdings steckt die Forschung zu therapeutischem Cannabis und der Darmflora noch in den Anfängen. Obwohl es viele Vorteile gibt, sind auch Wechselwirkungen mit Medikamenten und mögliche Nebenwirkungen zu beachten und mit medizinischem Fachpersonal abzuklären. Bei Magen-Darm-Beschwerden könnte Cannabis eine natürliche Alternative sein, aber es ist auch ratsam, sich mit Fachleuten abzusprechen und auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben.

Unsere Empfehlung für die optimale Magen-Darm-Harmonie

Quelle: https://l1nq.com/ugfNr

Legalisierung in Deutschland: Macht der Bundestag Nägel mit Köpfen?

Veröffentlicht am

Nach langem Warten hat es der Gesetzesuntwurf fürs CanG, das – mutmasslich – zukünftige Cannabisgesetz in Deutschland, in den Bundestag geschafft. Mit der Vorlage sollen die ersten Schritte zu einem legalen Cannabismarkt gegangen werden – im besten Fall bereits Anfang 2024.

Was steht nun im Cannabisgesetz?

Das Orakeln über die Details der Legalisierung in Deutschland war in den letzten Monaten eine vielerorts praktizierte Beschäftigung. Bereits im April wurde ein Eckpunktepapier veröffentlicht, in welchem die Pläne konkretisiert wurden. Deshalb war es auch keine Überraschung, worüber der Bundestag nun diskutieren würde. Mit dem aktuellen Gesetzesentwurf soll die sogeannte „erste Säule“ der Legalisierung umgesetzt werden. Die zweite Säule des gewerblichen Cannabis-Anbaus wurde in die Zukunft verschoben.

Im Rahmen der ersten Säule soll der private Eigenanbau zu Hause und der gemeinschaftliche nichtgewerbliche Anbau in Cannabis Social Clubs legalisiert werden. Die Vorlage wird oft als „Legalisierung Light“ bezeichnet, da es immer noch viele ziemlich restriktive Regeln gibt. Erwachsene dürfen zukünftig bis zu 25g Cannabis zum Eigenkonsum besitzen. Der private Anbau ist für drei Pflanzen zugelassen, und dabei müssen Kinder und Jugendliche ferngehalten werden. Auch bei den Social Clubs (im Gesetzesentwurf Anbauvereinigungen genannt) gibt es viele Regeln einzuhalten. Es sind höchstens 500 Mitglieder zugelassen, die alle in Deutschland wohnen müssen. Pro Mitglied dürfen maximal 25g pro Tag und 50g pro Monat herausgegeben werden. Bei jungen Menschen zwischen 18 und 21 Jahren sind es nur 30g pro Monat, die zudem nicht mehr als 10% THC enthalten dürfen. Hinzu kommt ein Werbe- und Sponsoringverbot.

Schutzzonen in ganz Deutschland


Eine weitere Regel hat in der Cannabis-Community besonders viel Erstaunen ausgelöst: es soll eine Schutzzone von 200 Metern um Anbauvereinigungen, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätze und öffentlich zugängliche Sportstätten geben, in welcher der Konsum von Cannabis im freien nicht erlaubt ist. Auch in Fussgängerzonen soll zwischen 7 und 20 Uhr der Konsum von Cannabis nicht erlaubt sein.

In Deutschland kursieren Karten, die aufzeigen, wie der Grossteil der Stadt- und Gemeindegebiete in einer Schutzzone liegen würde.
Schutzzonenverteilung in Berlin nach dem geltenden CanG-Entwurf: in allen roten Flächen ist der öffentliche Konsum von Cannabis verboten. Hinzu kommt ein Verbot vor den bisher nicht existierenden Anbauvereinigungen und tagsüber in den Fussgängerzonen. (bubatzkarte.kowelenz.social)

Was mit einem Kinder- und Jugendschutz begründet wird, birgt in der Praxis einige Probleme: die aufgeführten Orte gibt es in Deutschland in solch einer Dichte, dass – insbesondere in Städten – der Konsum von Cannabis fast nur in privaten Wohnungen oder grossen Parks möglich sein wird.

Was meint der Bundestag?

Die Bundestagsdebatte war zwar nur kurz – aber ziemlich intensiv. Während Karl Lauterbach seinen Vorschlag mit Überzeugung vertrat, waren viele andere weniger begeistert. Von konservativer Seite (AfD und Union) gab es einen fundamentalen Widerstand. Beide Parteien versuchen weiterhin, die Legalisierung an sich zu stoppen. Beeindruckend, wie diese Politiker*innen die heutige Situation mit Millionen von Cannabis-Konsument*innen und einem riesigen Schwarzmarkt ignorieren können, und stattdessen weiterhin über ihr Konzept der „Einstiegsdroge“ schwafeln.

Spannender scheint da die Kritik von Fachpersonen und der linken Fraktionen. Dort wird darauf hingewiesen, dass die Abstandsregelungen und viele weitere genau definierte Details der Legalisierung Light in der Praxis kaum umsetzbar sind. Mit diesen Zugeständnissen an konservative Kräfte droht die Vorlage zu einem Gesetz werden, das entweder nie wirklich durchgesetzt wird, oder aber wahnsinnig viel Ressourcen zur Kontrolle beansprucht. Damit wäre dann auch einer der grossen Vorteile einer Legalisierung – die Einsparung von Aufwand und Kosten in der Strafverfolgung – zu grossen Teilen wieder aufgehoben.

Legalisierung in Deutschland nur für Nichtlenker*innen

Ein weiterer Schwachpunkt der aktuellen Legalisierungspläne: Bisher sind keine Änderungen im Strassenverkehrsgesetz vorgesehen. Da aber in Deutschland fürs Autofahren ein THC-Grenzwert von einem Nanogramm pro Milliliter Blut gilt, machen sich Cannabis-Konsumierende Autofahrer*innen fast sicher strafbar. Auch dann, wenn sie sich eigentlich nüchtern ans Steuer setzen. In einem unserer letzten Blogbeiträge haben wir das Thema in der Schweiz beleuchtet. Um es kurz zu fassen: auch der Schweizer Grenzwert von 1.5ng/mL ist klar zu tief.

Die Bundesregierung in Deutschland hat nun immerhin gesagt, dass sie eine Arbeitsgruppe einsetzen, die im Frühjahr 2024 erste Resultate vorlegen soll. Angesichts einer Legalisierung ab Januar 2024 ist das jedoch für Autofahrer*innen eine ziemlich unbefriedigende Perspektive…

Was heisst das nun für die Legalisierung?

Deutschland bewegt sich weiterhin Schritt für Schritt in Richtung Legalisierung. Die ewiggestrigen konservativen Fraktionen im Bundestag dürften mit ihrer Fundamentalopposition chancenlos sein. Und die linken Fraktionen werden zwar vermutlich noch einiges versuchen, um die Legalisierungspläne etwas mutiger zu gestalten – im Zweifelsfall ist ihnen die aktuelle Vorlage aber ziemlich sicher doch immer noch lieber als gar keine Legalisierung.
Alle die sich nun auf eine „grüne Revolution“ gefreut haben, dürften wohl vom Resultat eher enttäuscht sein. Es ist zwar ein riesiger Schritt, dass der Besitz und der Eigenanbau von Cannabis wohl bald nicht mehr strafbar sein wird. Insgesamt sind die aktuellen Pläne aber immer noch nahe an einer restriktiven Politik und weit entfernt von einem legalen Cannabismarkt, welcher den Schwarzmarkt effektiv verdrängen könnte.

Fortschritt in der Neuregelung des Cannabis-Marktes

Veröffentlicht am

Ende September 2023 hat sich der Nationalrat erneut für die Anliegen der „PI Siegenthaler“ ausgesprochen. Das Parlament hat einer Fristverlängerung zusgestimmt, die zur Erarbeitung eines neuen Cannabisgesetzes nötig ist. Wenn es weiterhin rund läuft, könnte so die Neuregelung des Cannabismarkts (auch Legalisierung genannt 😉) schon in wenigen Jahren Realität werden.

PI Siegenthaler für eine Neuregelung der Cannabisgesetzgebung
Die Parlamentarische Initiative (PI) Siegenthaler wurde im September 2020 vom Berner Mitte-Nationalrat Heinz Siegenthaler eingereicht.
Mit der Initiative wird ein neues Cannabisgesetz gefordert, dass dereinst die Grundlage für einen legalen und regulierten Cannabismarkt in der Schweiz darstellt. 
Genauere Infos zur PI Siegenthaler gibt es in unserem Blogbeitrag zum Thema.

Worum ging es im Nationalrat?

Eigentlich hätte die zuständige Kommission bis Ende 2023 einen Gesetzesvorschlag ausarbeiten sollen. Diesem ambitionierten Zeitplan wurden die Parlamentarier*innen nun jedoch nicht gerecht. Damit die ganze Arbeit nicht für die Katz war, und am Ende ein gut vorbereitetes und breit abgestütztes Gesetz verabschiedet werden kann, forderte die Subkommission nun eine Fristverlängerung bis zur Herbstsession 2025. „Es ist wirklich wichtig und richtig, diese Arbeiten mit genügend Zeit zu machen“, meinte Barbara Gysi (SP, Leiterin der Subkommission).

Eine bügerliche Minderheit hat nun versucht, die Neuregelung der Cannabis-Gesetzgebung zu stoppen. Ihr Plan: Wenn die Kommission keine Zeit hat, ein gutes Gesetz vorzubereiten, wird es kein Gesetz geben und der Status Quo bleibt erhalten. „Die Initiative ist, wie sich herausstellt, völkerrechtswidrig“ meinte die SVP-Nationalrätin Verena Herzog. Hinzu komme, dass die Jugendlichen mit einer Legalisierung anscheinend zum kiffen ermuntert werden, während der Schwarzmarkt so nicht ausgetrocknet werden könne.

Abstimmungsresultate zur Fristverlängerung für die Neuregelung der Cannabisgesetzgebung.
Abstimmungsresultate aus dem Nationalrat (parlament.ch)

Erfreulicherweise hatte diese rückwärtsgewandte Polemik wenig Erfolg und das Parlament sprach sich deutlich für eine Fristverlängerung und sprach sich so für eine Neuregelung des Cannabismarktes aus. 104 Ja-Stimmen (SP, Grüne, GLP, eine Mehrheit der FDP, eine Minderheit der Mitte-Fraktion und gar 3 Stimmen aus der SVP-Fraktion) standen 69 Nein-Stimmen der SVP, Teilen der Mitte und einem Drittel der FDP gegenüber.[1]

Was bedeutet das für die Neuregelung des Cannabismarktes?

Natürlich wäre es toll gewesen, wenn die Subkommission gar keine Fristverlängerung benötigt hätte. So schnell läuft es aber bekanntlich in Bundesbern selten. Daher ist es insgesamt eine sehr positive Nachricht, dass sich der Nationalrat mit einer solchen Deutlichkeit für die Neueregelung des Cannabismarktes ausgesprochen hat. Wenn nun alles wie am Schnürchen läuft, könnte eine Legalisierung tatsächlich schon auf das Jahr 2026 zur Realität werden. Realistischer scheint das Jahr 2027, da die SVP bereits jetzt angekündigt hat, dass sie das zukünftige Cannabisgesetz mit einem Referendum vors Volk bringen will.

Für uns heisst es also weiterhin: Geduldig bleiben. Die Legalisierungspläne in Deutschland, eine zunehmend pro-Legalisierung eingestellte Bevölkerung und die bis dahin generierten Erfahrungswerte aus den Pilotversuchen weisen aber auf eine erfreuliche Zukunft hin. Mehr und mehr scheint sich die Idee eines legalen Cannabismarktes mit gutem Jugend- und Konsumentenschutz und ohne illegalem Schwarzmarkt in den Köpfen zu verankern. Und auch wenn es erst 2027 so weit sein sollte, würde sich die Schweiz im internationalen Vergleich zumindest nicht abhängen lassen.

Cannabis und Psychose: Was stimmt?

Veröffentlicht am

In Diskussionen zum Thema Cannabis und insbesondere Cannabis-Legalisierung wird eine Frage immer wieder gestellt: Führt Cannabis zu Psychose-Erkrankungen? Die Antworten fallen oft unklar, unterschiedlich oder sogar widersprüchlich aus. Wir probieren, etwas Klarheit zu verschaffen. Absolute Wahrheiten gibt es aber auch hier nicht zu lesen, da diese nach heutigem Stand kaum existieren.

Die bekannten Zusammenhänge

Ein Zusammenhang zwischen Psychosen und Cannabis wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen.[1] In untersuchten Patient*innengruppen mit einer schizophrenen Psychose war der Cannabiskonsum verbreiteter als in der Gesamtgesellschaft und umgekehrt erkrankten Cannabis-Konsument*innen häufiger und früher an einer psychotischen Störung. Diesen Zusammenhang an sich in Abrede zu stellen wäre angesichts der verfügbaren Daten absurd. Inwiefern die Cannabispflanze deswegen verteufelt werden soll, ist jedoch eine andere Frage – mehr dazu später…

Besonderes Risiko einer Psychose-Erkrankung für junge Menschen

Der Prozess der Hirnreifung dauert beim Menschen bis in die frühen 20er-Jahre. Somit leben junge Erwachsene noch eine lange Zeit mit einem nicht fertig ausgebildeten Gehirn. Wenn in dieser Zeit Substanzen wie Alkohol oder Cannabis konsumiert werden, scheint das auch einen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns zu haben. So gibt es zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen regelmässigen Cannabiskonsum von Jugendlichen und der Dicke der Hirnrinde. (Besonders betroffen sind diejenigen Bereiche des Gehirns, die eine hohe Zahl von CB1-Rezeptoren aufweisen.)

Im Bezug auf Psychosen lässt sich feststellen, dass insbesondere der Konsum in jungen Jahren ein entscheidender Faktor für die Häufigkeit und den Zeitpunkt einer Psychose darstellt.[2] Zwar trägt der Cannabiskonsum wohl kaum die alleinige Schuld daran, aber ein Faktor unter anderen ist er definitiv.

Einfluss des THC-Gehalts auf das Psychose-Risiko

In den Studien konnten unterdessen auch einige Faktoren benannt werden, die den Konsum besonders riskant machen. Neben der Häufigkeit oder der konsumierten Menge spielt die Potenz, das heisst der THC-Gehalt, der Cannabispflanze eine wichtige Rolle. Ein höherer THC-Gehalt scheint die Wahrscheinlichkeit einer Psychose zu erhöhen. Aus dieser Perspektive ist der in den letzten Jahrzehnten massiv angestiegene THC-Gehalt zumindest kritisch zu betrachten. Im Jahr 1993 hatte in den USA beschlagnahmtes Cannabis im Durchschnitt 3.4% THC. 2008 lag dieser Wert bei 8.8% und mit 17.7% im Jahr 2017 hat sich der Wert in nur 10 Jahren nochmals verdoppelt.[3] Gleichzeitig haben solche hochpotente Cannabisblüten oft einen sehr tiefen CBD-Gehalt. Wieso das relevant ist, zeigen wir im nächsten Abschnitt auf.

CBD für tieferes Psychose-Risiko

Auch CBD ist im Zusammenhang mit Psychosen ein wichtiger Wirkstoff. Das faszinierende daran: Cannabis scheint genau andersrum zu wirken. So wurde z.B. in einer Studie aufgezeigt, dass deutlich weniger Psychosen auftreten, wenn die Proband*innen zuvor CBD einnnahmen. Zur Zeit wird CBD sogar als potenzielles Medikament zur Behandlung von psychotischen Episoden bei schizophrenen Menschen getestet – und einige Studien deuten darauf hin, dass die Erfolgsaussichten real sind.

Was bleibt unklar?

Sagen alle diese Studien nun also, dass Cannabis Psychosen verursacht? So einfach ist es auch wieder nicht. Zwar gibt es unbestritten einen Zusammenhang, und gewisse Konsummuster verstärken das Problem. Gleichzeitig konnte aber noch nicht wirklich nachgewiesen werden, dass THC an sich in einem völlig gesunden Menschen eine psychotische Störung verursacht. Oft weisen Betroffene bereits ein genetisch veranlagtes Risiko auf – und der Cannabiskonsum fungiert dann zum Teil als konkreter Auslöser.[4] Weiter stellt sich die Frage, ob es nicht auch zu einem gewissen Grad andersrum läuft: Menschen mit einer psychotischen Veranlagung könnten einen erhöhten Hang zum Cannabiskonsum aufweisen, z.B. im Sinne einer Selbstmedikation.

Weiter kommt dazu, dass es ganz viele Risikofaktoren, die den Ausbruch einer Psychose begünstigen: Depressionen, Schlafstörungen, mit einem männlichen Körper leben, Migrationsgeschichte oder das Leben in urbanen Gebieten – um einige davon zu nennen. Was bei dieser Liste auffällt: Viele dieser Faktoren erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit Cannabis in Kontakt kommt. Natürlich versuchen Wissenschaftler*innen diese Faktoren aus ihren Studien herauszurechnen – perfekt ist das jedoch kaum je möglich.

Was bedeutet das für die Legalisierung

Alles in allem scheint es also durchaus plausibel, dass Cannabiskonsum unter gewissen Umständen ein erhebliches Risiko mit sich bringt. Haben also die Legalisierungs-Gegner recht, und wir sollten diese gefährliche Substanz unbedingt weiter verbieten? Ihr ahnt es: natürlich nicht. Erstens leben wir in einer Gesellschaft, die in ganz vielen Bereichen diverse Risiken toleriert. Zweitens wird auch ohne Legalisierung viel Cannabis konumiert, oftmals unter riskanteren Umständen.

Risiko gehört zu unserer Gesellschaft

Selbst wenn Cannabis Psychosen auslöst und somit das Leben einiger betroffenen Menschen stark erschwert, ist die aktuelle Diskussion ziemlich absurd. Natürlich ist es wichtig, über die Risiken einer Substanz bescheid zu wissen. Jedoch sind die Nebenwirkungen des Cannabis-Konsums verglichen mit denen vieler anderer Substanzen wie z.B. Alkohol, Tabak oder Zucker ziemlich harmlos. Bei all diesen Substanzen wissen wir, dass sie der menschlichen Gesundheit bei übermässigem Konsum erheblichen Schaden zufügen – und trotzdem sind sie legal und weit verbreitet. Es gibt viele Menschen, die durch einen problematischen Alkoholkonsum erhebliche psychische Schäden erleiden, und es gibt auch hier Studien die sagen, dass insbesondere das Gehirn von Jugendlichen stark unter übermässigem Alkoholkonsum leidet. Trotzdem können wir in jedem Supermarkt Bier kaufen. Unsere Gesellschaft toleriert viele Risiken und überlässt den Entscheid, inwiefern sich die Menschen diesen Risiken aussetzen wollen oftmals den einzelnen Personen. Deshalb ist es zwar wichtig, dass wir möglichst viel über die Risiken von Substanzen wie Cannabis wissen – aber gleichzeitig sind diese Risiken allein noch lange kein Grund für eine extrem aufwändige und kaum erfolgreiche Verbotspolitik.

Transparenz & Prävention ist wichtig

In der aktuellen Situation kaufen viele Menschen regelmässig Cannabis. Da dies illegal ist, passiert das im Versteckten (Stress ist schädlich!) und ohne jegliche Qualitäts-Standards. Bei Blüten vom Schwarzmarkt hast du keine Chance, zu wissen, wie hoch der THC-Gehalt dieser Cannabispflanze jetzt tatsächlich ist. Und den Dealer interessiert es in der Regel kaum, ob jetzt die Kundschaft noch jung und daher stärker gefährdet ist.

Demgegenüber könnten in einem legalen, regulierten Markt klare Transparenz- und Qualitätsanforderungen durchgesetzt werden. So könnten die Konsument*innen entscheiden, was für einen THC- und CBD-Gehalt sie konsumieren wollen. Zusätzlich könnten die Steuereinnahmen für eine wirkungsvolle Präventionsarbeit für junge Menschen angewendet werden – statt dass das Geld in die Taschen krimineller Organisationen fliesst. Mit solchen Möglichkeiten wäre das Risiko einer Psychose-Erkrankung zwar nicht verschwunden. Es wäre aber ein einschätz- und kontrollierbares Risiko – das es noch weiter zu erforschen gilt.

Teilweise Entkriminalisierung: ein Regulierungsdschungel

Veröffentlicht am

Die letzten Wochen war ein neues Urteil des Bundesgerichtes in aller Munde. Das höchste Gericht entschied, dass eine straffreie Menge Cannabis (<10g und ausschliesslich für den Eigenkonsum) von der Polizei nicht beschlagnahmt werden kann. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung einer Entkriminalisierung von Cannabis. Eine weniger starke Kriminalisierung der Konsument*innen ist zwar grundsätzlich begrüssenswert. Gleichzeitig zeigt die Diskussion über dieses Urteil aber auch auf, weshalb eine Legalisierung von Cannabis für alle Seiten besser und viel weniger chaotisch wäre.

Der Regulierungsdschungel einer teilweisen Entkriminalisierung

Besitz einer kleinen Menge Cannabis für den Eigenkonsum (<10g) und Vorbereitungshandlungen für den Konsum sind in der Schweiz seit längerer Zeit straffrei. Lange Zeit wurde diese Gesetzeslage jedoch von Polizei und Staatsanwaltschaft ignoriert und es wurden munter Bussen verteilt. Die Argumentation der Behörden war in der Regel, dass es sich ja immer noch um eine illegale Substanz handle. Weiter sei klar, dass es früher oder später zu einem Konsum komme (bzw. der Verdacht auf einen vergangenen Konsum besteht), was wiederum illegal wäre. Erst mit einem Urteil des Bundesgerichts aus dem Jahr 2017 wurde dieser Praxis ein Riegel geschoben. Seit dann gilt definitiv (mehr oder weniger konsequent umgesetzt): Kleine Menge & Vorbereitungshandlungen sind straffrei, der Konsum selbst ist illegal.

Eine wichtige Frage liess das Bundesgericht im Urteil von 2017 jedoch offen: Was passiert mit der straffreien Menge nach einer Polizeikontrolle? Bisher wurde das Cannabis in der Regel beschlagnahmt. Zugegeben, die Frage, was mit einer straffreien Menge eines illegalen Stoffes gemacht werden soll, ist nicht ohne. Daher ist es sehr zu begrüssen, dass nun auch hier klipp und klar gesagt wurde, dass eine straffreie Menge straffrei ist und daher auch nicht beschlagnahmt werden darf.

Wer nun aber dachte, dass die Diskussion über die Befugnisse der Strafverfolgung für die nächste Zeit gegessen ist, liegt jedoch leider wieder falsch. Nur kurze Zeit nach dem Urteil wurde vielerorts mit Erstaunen festgestellt, dass sich das Urteil des Bundesgerichts nicht nur auf Cannabis sonder auch auf „harte“ Drogen beziehen lässt. Dieser Einschätzung wiedersprach die SSK (Schweizerische Staatsanwälte-Konferenz) jedoch. Um einem Kantons-Chaos mit unterschiedlichen Handhabungen vorzubeugen, haben sie alle Behörden dazu angehalten, bei harten Drogen an der bisherigen Praxis festzuhalten, während bei Cannabis eindeutig dem Urteil folge geleistet werden müsse. Weiter forderte die SSK die Politik dazu auf, diese Unklarheit gesetzlich zu regeln.

Es ginge auch einfacher…

So gut es für Konsument*innen ist, wenn sie weniger stark kriminalisiert werden – die Lösung ist keine saubere. Eigentlich nicht erstaunlich: etwas gleichzeitig illegal und straffrei haben zu wollen, führt wohl unweigerlich zu Problemen. Wenn Cannabis endlich legalisiert würde, wäre der Weg frei für eine sinnvolle und angepasste Regulierung des Marktes. Statt ein ewiges Katz- und Mausspiel zwischen Polizei & Dealern zu führen, könnten die Ressourcen in eine effektive Bekämpfung der grossen Player im Schwarzmarkt und in eine sinnvolle Präventionsarbeit gesteckt werden. Um Ideen zu kriegen, wie das aussehen würde, brauchen wir uns gar nicht so weit umzuschauen. Einerseits haben wir mit Alkohol und Tabak bereits viele Erfahrungen gesammelt, wie einzelne Substanzen gezielt reguliert werden können. Weiter gibt es – sowohl aus der Schweiz als auch aus Ländern mit Legalisierungs-Erfahrung – diverse deutliche Erkentnisse, die für eine Legalisierung sprechen. Bis wir endlich so weit sind, müssen wir uns im Zweifelsfall halt mit CBD-Produkten zufrieden geben…

MEDCAN – Medical Cannabis Verein Schweiz

Veröffentlicht am

Cannabis hat auch in der Schweiz eine lange Tradition als Heilpflanze. Mit dem Verbot aus dem Jahr 1951 ging auch diese Anwendung verloren. Nein, verloren ging sie nicht. Sie wurde kriminalisiert und der Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit entzogen – denn angewendet wurde und wird Medizinalhanf weiterhin. Der Verein MEDCAN hat sich zum Ziel gesetzt, dieser Kriminalisierung der Patient*innen ein Ende zu setzen.

Wir wollen euch hier ein detailliertes Bild der aktuellen Situation bezüglich Medizinalhanf zeichnen. Dazu ist uns Franziska Quadri, ehrenamtliche Präsidentin des Vereins MEDCAN, mit ihrer Expertise zu Hilfe gekommen. Franziska ist selber seit einem Gleitschirmunfall im Jahr 2009 querschnittgelähmt und hat sehr bald herausgefunden, dass Cannabis für sie die beste Lösung ist, um ihre Lebensqualität wieder zu verbessern.

Medizinisches Cannabis in der Schweiz – wo stehen wir?

Letzten Sommer wurde ein lange gehegter Traum vieler Patient*innen war: medizinisches Cannabis ist seit August 2022 legal und nicht mehr bewilligungspflichtig. Die Ärzte können von sich aus Cannabis verschreiben. Oder könnten – denn bisher drücken sich viele Ärzte davor, sich mit dem Thema Medizinalhanf auseinanderzusetzen. Franziska erzählte mir eine beispielhafte Episode aus ihrer eigenen Geschichte: „Ich war selbst kürzlich bei meiner Neurologin, die genau weiss, wie ich mich selber mit Cannabis behandle. Trotzdem schlug mir ein völliges Desinteresse entgegen: Ich müsste nun der Neurologin sagen, was sie in mein Rezept schreiben soll. Die Verantwortung wird ganz dreist mir abgeschoben, statt dass sich die Ärzte endlich mit der Thematik auseinandersetzen.“

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als dass wir eigenmächtig die Ärzte und Apothekerinnen ausbilden.

Franziska Quadri, Cannabis-Patientin und Präsidentin des Vereins MEDCAN
Franziska Quadri

Geschichten wie diejenig von Franziska zeigen, dass mit der Gesetzesänderung von letztem Jahr die Probleme noch lange nicht gelöst sind. „Fast ein Jahr nach der Gesetzesänderung haben die Patient*innen faktisch noch immer keinen Zugang zu Medizinal-Cannabis. Es gibt kaum Ärzte, die Cannabis verschreiben – und wenn, dann zahlen es die Krankenkassen trotzdem nicht, und die Therapie wird beinahe unbezahlbar.“, erzählt Franziska. Durch diese mangelhafte Umsetzung der Legalisierung droht eine Zweiklassengesellschaft zu entstehen: die reichen Patient*innen kaufen sich Rezepte und legale Medizin, während die weniger wohlhabenden kriminalisiert werden.

Die politische Arbeit von MEDCAN

Diese Bestandesaufnahme zeigt, dass mit der Legalisierung von Medizinalhanf zwar ein politischer Meilenstein erreicht wurde, das Problem aber noch lange nicht gelöst ist. So ist für den Verein MEDCAN klar, dass ihr Einsatz noch lange nötig sein wird.

Zur Zeit zielen wir – inspiriert von der Krebsliga – darauf ab, eine öffentlichkeitswirksame Organisation zu werden, die sowohl die Gesamtbevölkerung als auch Direktbetroffene über die Thematik aufklären kann. In einem ersten Schritt bedeutet das, dass wir möglichst viele der rund 100’000 Cannabis-Patient*innen, die sich bereits jetzt in Eigenregie behandeln, in unserem Verein zusammenzubringen.

Franziska Quadri

Um sich für eine effektive Umsetzung der Legalisierung einzusetzen, sind die Menschen von MEDCAN in regelmässigem Austausch mit Politiker*innen, Ärzt*innen, Apotheker*innen und wenn möglich auch mit den Krankenkassen. Dieses Engagement auf allen Ebenen scheint zur Zeit die einzige Möglichkeit zu sein. Die Politik meint, das Problem mit der Legalisierung bereits gelöst zu haben, den Ärzt*innen fehlt das Fachwissen und die Krankenkassen wollen von sich aus natürlich keine teuren Cannabis-Medizinalprodukte zahlen. Die Verantwortung wird wie eine heisse Kartoffel hin- und hergereicht und die Leidtragenden sind schlussendlich die Patient*innen, die nicht auf legalem Weg an ihre Medikamente kommen.

Helfen die Pilotversuche?

Mit den Pilotversuchen kriegen Tausende Menschen legalen Zugang zu Cannabis, und das zu Preisen, die sich bewusst an denjenigen des Schwarzmarktes orientieren. Das kommt den Vorstellung eines legalen Zugangs zu Cannabis-Blüten deutlich näher als die völlig unzureichend umgesetzte Legalisierung von Medizinalhanf. Was löst das bei Patient*innen aus, die weiterhin für einen bezahlbaren Zugang zu Cannabis-Blüten kämpfen müssen? „Das macht mich ehrlich gesagt stinkesauer“, kommt die Antwort von Franziska wie aus der Pistole geschossen. Natürlich ist den Studienteilnehmenden der legale Zugang zu Cannabis durchaus zu gönnen. Das Problem ist aber nicht nur, dass nicht alle Patient*innen einen der Plätze in den Pilotversuchen ergattern können: Sie sind gar explizit von der Teilnahme ausgeschlossen!

MEDCAN-Patiententreffs

Als Patient*innenorganisation kümmert sich MEDCAN nicht nur um politische Arbeit. In den Städten Zürich und Bern finden regelmässige „Patiententreffs“ statt. Die Idee dieser Treffen ist, dass sich Patient*innen mit dem Verein MEDCAN und mit gleichgesinnten Menschen auszutauschen. Erfahrungswerte werden geteilt, man steht sich zur Seite und versucht gemeinsam, einen einen Weg zur legalen Medizin zu finden. Kurz: die Betroffenen nehmen das Heft einmal mehr selber in die Hand, um mit ihren Problemen zumindest nicht alleine dazustehen.

In der Pandemie haben die Patiententreffs erstmals online stattgefunden. Ergänzend zu den Treffen vor Ort gibt es seitdem auch die Möglichkeit, von zu Hause aus an einem Treff teilzunehmen. „Das wollen wir sicher beibehalten um möglichst viele Menschen zu erreichen“, meint Franziska.

Jetzt braucht’s Solidarität!

Angesteckt von ihrem Engagement wollte ich von Franziska wissen, wie wir die Arbeit von MEDCAN am besten unterstützen können. „Das wichtigste ist, dass ihr Patient*innen zu uns schickt, damit wir sie informieren können – und sie sich in unserem Verein engagieren können.“ Es gibt aber selbstverständlich für Menschen wie mich, die nicht auf Medizinalhanf angewiesen sind, Unterstützungsmöglichkeiten. Informieren wir uns und sprechen wir über das Thema, geben wir den Direktbetroffenen wie Franziska, Simòn, Roger, Sabi und allen anderen, die ihre Geschichte an die Öffentlichkeit tragen wollen, eine Plattform. Ihre Expertise und ihr Engagement haben eine unglaubliche Kraft, die Veränderung zum Guten voranzutreiben.
Was auch hilft, dem Verein MEDCAN mehr Gehör zu verschaffen, sind Spenden. Bisher lastet die Arbeit im Verein auf den Schultern einiger weniger freiwillig Engagierter. Um die Arbeit zu professionalisieren und möglichst viele Patient*innen zu vereinen, wäre beispielsweise ein bezahltes Sekretariat ein riesiger Gewinn. Und um das 10-Jahres-Jubiläum im 2024 mit tollen Anlässen möglichst gross zu machen, sind finanzielle Mittel notwendig.

„Je mehr Ressourcen wir haben, desto schneller erreichen wir unsere Ziele. Und vielleicht sogar eine allgemeine Legalisierung von Cannabis, inklusive Eigenanbau?“

Franziska Quadri

Auch wichtig: wenn sich Aussenstehende mit dem Verein MEDCAN und den Cannabis-Patient*innen solidarisieren, kommt das nicht nur den Betroffenen zu Gute. Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen auch, dass die medizinische Anwendung die perfekte Wegbereiterin für die dringend nötige allgemeine Legalisierung ist. Die Missstände im Medizinalbereich sind so offensichtlich, dass viele die Augen nicht einfach verschliessen können. Gleichzeitig führt uns die aktuelle Situation vor Augen, dass die Legalisierung von Medizinalhanf in einer Sackgasse gelandet ist. Der einfachste Weg aus dieser Misere? Die Legalisierung für Alle. „Erst wenn der Eigenanbau legal ist, kriegen wirklich alle betroffenen Menschen einen Zugang zu den benötigten Cannabisblüten“, meint Franziska.

SCRIPT: Pilotversuch in Bern, Biel & Luzern

Veröffentlicht am
Altstadtgasse in der Stadt Bern

Im Mai 2023 wurde das Cannabis-Pilotprojekt der Universität Bern vom Bundesamt für Gesundheit und den betroffenen kantonalen Ethikkomissionen bewilligt. Unter dem Namen „SCRIPT – The Safer Cannabis Research In Pharmacies randomized controlled Trial“ sollen in den Städten Bern, Biel und Luzern die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs untersucht werden. Wenn alles rund läuft, startet die Studie noch diesen Herbst.

Worum geht es bei den Pilotversuchen? Die Pilotprojekte sollen dazu dienen, wissenschaftliche Erkentnisse für die Diskussion über eine allfällige Cannabis-Legalisierung zu gewinnen. Mehr zur Geschichte der Pilotversuche findest du hier und in unserem letzten Update zu den Pilotprojekten.

Wie funktioniert die SCRIPT-Studie?

Sobald der Versuch beginnt, wird die erste Hälfte der rund 1’000 Teilnehmenden in ausgewählten Apotheken der Städte Bern, Biel und Luzern legal Cannabisprodukte einkaufen können. Angeboten werden neben den Blüten auch weitere Produkte wie Hasch, Liquids und Öle – alles neutral verpackt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die zweite Hälfte der Studienteilnehmenden darf 6 Monate später auch legal Cannabis einkaufen gehen. Mit dieser randomisierten Aufteilung soll durch den direkten Vergleich eine möglichst hohe Aussagekraft der Studie erreicht werden.

Im Halbjahrestakt werden während den rund 2 Versuchsjahren mit Fragebögen und Interviews Studiendaten erhoben. Im Zentrum steht die Frage, welchen Einfluss ein regulierter Cannabisverkauf auf das Konsumverhalten und die Gesundheit der Menschen hat. Zusätzlich zu den grossen Befragungen wird das Verkaufspersonal ebenfalls dazu angehalten, beim Verkauf von Studiencannabis mit den Kund*innen ins Gespräch zu kommen, um ein noch genaueres Bild der Realität einzufangen.

Teilnahme am Pilotversuch

Die Anmeldung für die SCRIPT-Studie soll für Interessierte mit Wohnsitz im Kanton Bern noch im Frühsommer 2023 geöffnet werden. Die Menschen aus der Stadt Luzern müssen sich noch etwas gedulden, bis sie im Winter 23/24 an einen der rund 300 Studienplätze in ihrer Stadt gelangen können. Wie in allen anderen Pilotversuchen steht die Studie nur Personen offen, die mindestens 18 Jahre alt sind und nachweislich schon länger in ihrem Alltag Cannabis konsumieren.

Wer zur Studie zugelassen wird, erhält einen Studienausweis, der zum Kauf von 10g THC pro Monat berechtigt. Beim ersten Einkauf soll ein ausführliches Beratungsgespräch stattfinden, um den Kund*innen die verschiedenen Produkte detailliert vorzustellen.

Eine Frage, die sich stellt: Was passiert, wenn mich die Polizei anhält und ich habe Studien-Cannabis in meiner Tasche? Auch hier liegt die Antwort zum Teil im Studienausweis. Da die Behörden selbstverständlich nicht wissen, wer an der Studie teilnimmt, müssen sich die Studienteilnehmenden im Falle eines Polizeikontaktes wegen dem Mitführen von Cannabis ausweisen können. Die weiteren Beingungen für einen unbehelligten Gang durch die Stadt: die originale Packung muss ungeöffnet sein, da die Produkte nicht im öffentlichen Raum konsumiert werden dürfen, und die Grenzwerte von max. 10g Cannabisblüten oder Haschisch oder maximal 2g THC bei Liquids und Ölen dürfen nicht überschritten werden. Nicht besonders alltagstauglich – aber die Studie findet halt immer noch in einer Zeit der Repression statt…

Herba di Berna und die Pilotversuche

Auch wenn wir als Herba di Berna – trotz unserem Fachgeschäft – nicht am Pilotversuch teilhaben können, sind wir grundsätzlich über die Studie erfreut. Endlich geht auch in Bern etwas. Die Legalisierungs-Vorbereitung wird wissenschaftlich angegangen. Ein reguliertes Verkaufskonzept legt den Grundstein dafür, dass die Legalisierung nicht ein Sprung vom Scharzmarkt in den Wilden Westen wird. Es geht nicht darum, dass einige wenige Unternehmen möglichst allen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen und fette Gewinne einzustreichen dürfen. Stattdessen liegt der Fokus auf einem Verkauf durch geschultes Fachpersonal, das hochwertige Produkte mit klar deklarierten Inhaltsangaben endlich legal zugänglich machen soll, um dem realen Bedürfnis grosser Teile der Bevölkerung gerecht zu werden.
Ob wir dafür wirklich im Vorfeld aufwändig eigene Versuche durchführen müssen, statt uns einfach die Erfahrungswerte anderer Länder zu Herzen zu nehmen, ist fraglich. Doch wir haben zwangsläufig gelernt, uns in Geduld zu üben und an kleinen Schritten zu erfreuen.

Mehr Infos zur SCRIPT-Studie: script-studie.ch

Pilotversuche: Was läuft wo?

Veröffentlicht am

Seit Sommer 2021 ist klar, dass in der Schweiz Pilotversuche zum legalen Konsum & Verkauf von Cannabis durchgeführt werden. Trotz dem breiten Interesse, das sich unter anderem in einem grossen Medienecho zeigt, wird unsere Geduld strapaziert. In Basel musste der für im Herbst 2022 geplante Start vom Pilotversuch „WeedCare“ nochmals verschoben werden, in Bern trat der Kanton auf die Bremse und die Stadt Zürich musste über Monate auf das BAG warten. Im 2023 ist jedoch neuer Schwung in die Sache gekommen: wo stehen wir jetzt?

Worum geht es bei den Pilotversuchen?
Die Pilotprojekte sollen dazu dienen, wissenschaftliche Erkentnisse für die Diskussion über eine allfällige Cannabis-Legalisierung zu gewinnen.
Mehr zur Geschichte der Pilotversuche findest du hier und in unserem letzten Update zu den Pilotprojekten. 
Bestimmungen für den Pilotversuch (BAG)
Bestimmungen für den Pilotversuch (BAG)

Basel hat die Nase vorn

Eigentlich sollte der Basler Pilotversuch „WeedCare“ bereits letzten Herbst starten. Im letzten Moment wurde der Start aber verschoben: In den Produkten wurden Pestizid-Verunreinigungen nachgewiesen, weshalb die Ernte nicht mehr den erforderlichen Bio-Richtlinien entsprach. Ein Bauer hatte auf dem Feld nebenan Pestizide versprüht und der Wind trug diese auch auf das Hanf-Feld.

Nach diesem unschönen Intermezzo konnten die ersten Studienteilnehmenden Ende Januar 2023 endlich ihr erstes legales THC-Cannabis kaufen. Im Sommer wird der Pilotversuch auch für die zweite Hälfte der rund 360 Teilnehmenden starten. Wann die ersten Ergebnisse der Studie veröffentlicht werden ist noch unklar, wir erwarten sie aber gespannt.

Zürich darf endlich auch loslegen

Im Vergleich zu Basel hat die Stadt Zürich ein Riesenprojekt aufgesetzt: Mehr als 2000 Teilnehmende sollen während 3½ Jahren legal Cannabis kaufen und konsumieren können. Nach langem Warten auf die Behörden wird nun auch für Zürcher*innen legales THC-Cannabis angebaut, damit der Verkauf im Sommer starten kann.

Die langen Wege der Verwaltung

Im Juni 2022 reichte die Stadt Zürich ihr Studiengesuch bei der kantonalen Ethikkommission und beim BAG ein. Während die Bewilligung der Ethikkommission bereits im August vorlag, liess das BAG auf sich warten. Das Gesuch für den Pilotversuch wurde etwa 9 Monate im Bundesamt hin- und hergereicht. Diese Verzögerung wird mit der „hohen Komplexität“ des Anliegens und der Vielzahl an eingereichten Studienkonzepten aus verschiedenen Städten und Regionen begründet. Dass die Bewilligung schlussendlich kurze Zeit nach der Veröffentlichung zahlreicher Medienartikel zum Thema erfolgte, ist wohl nicht nur dem Zufall geschuldet. Manchmal bringt der Druck der Öffentlichkeit plötzlich Tempo in die schwerfälligen Abläufe der Behörden. Eine gute Einordnung der Verzögerungen bot der Verein LegalizeIt! bereits im Dezember: „Noch kein Cannabis Social Club im 2022: Was ist passiert?“

Als am 22. März dann schlussendlich die Bewilligung eintraf, machten sich sofort alle Beteiligten ans Werk. So wollen die Produzentinnen Pure Production und Swiss Extract im Juli die ersten Blüten ernten. Der Verkauf soll dann im August starten und ab Oktober sollen auch die in der Verarbeitung aufwändigeren Hasch-Produkte zur Verfügung stehen.

Cannabis Social Club

Die Cannabis Social Clubs (CSC) sind eine erfreuliche Besonderheit des Zürcher Versuchs. In Vereinsstrukturen soll ein von den Mitgliedern getragener Verkaufs- und Treffpunkt entstehen, der sich auf den sozialen Austausch und den gemeinsamen Konsum fokussiert. In Ländern wie Spanien, Belgien, Uruguay oder den Niederlanden ist das Modell der CSC bereits weit verbreitet. Dort steht jedoch zusätzlich zum Wissenstransfer auch der kollektive Anbau des eigenen Cannabis im Zentrum der Clubs. Dies wurde den Social Clubs in der Zürcher Studie jedoch nicht erlaubt. Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen sollen die Produkte in allen Abgabestellen dieselben sein. Weiter sind die Behörden leider der Meinung, dass die CSC-Mitglieder nicht dazu in der Lage wären, den hohen Qualitätsansprüche der Pilotversuche zu genügen.
Der Verein LegalizeIt! betreibt mit dem „Hanfstübli“ einen der Social Clubs in Zürich. Die mehr als 30-jährige Erfahrung in der Schweizer Hanf-Welt, an der Schnittstelle zwischen Konsumentenschutz und politischem Engagement macht den Verein zum perfekten Betreiber eines CSC.

Schaufenster eines Cannabis Social Clubs in Buenos Aires.
Cannabis Social Club in Buenos Aires (kweez mcG – CC BY 2.0)

Wo gibt’s den nächsten Pilotversuch?

Neben Basel und Zürich gibt es noch einige andere Pilotversuche, die in der Planung mehr oder weniger weit fortgeschritten sind. In Bern soll der erste Pilot laut LegalizeIt! bereits im Sommer 2023 starten. Auch da ist das Studiengesuch zur Zeit beim BAG und in der Ethikkommission hängig. Für die anderen Städte ist noch sehr wenig bis nichts bekannt. Das gilt auch für unsere neue Kiffer-Hauptstadt Genf... (tatsächlich, in Genf wird mehr Cannabis konsumiert als in Amsterdam 😯)

Pilotversuch abseits der Städte

Ein geplanter Pilotversuch will sich nicht auf die Städte begrenzen: Die Bergblüten AG hat ein Gesuch für eine Studie mit 2700 Menschen aus dem Wallis und 300 Teilnehmenden aus dem Glarus eingereicht. Um dem weitläufigen Einzugsgebiet gerecht zu werden, soll der Vertrieb unter anderem über eine online-Apotheke abgewickelt werden.
Produziert werden sollen die benötigten jährlich rund 350kg Cannabis in Benken (SG) und im Tessin. Wie bei allen THC-Produktionsstätten muss der Anbau nicht nur hohen Qualitäts- sondern auch Sicherheitsansprüchen genügen. Was gäbe es lukrativeres, als ein Feld voller THC-Blüten zu plündern und im Schwarzmarkt zu verkaufen?

Für die Pilotversuche wird Outdoor-Cannabis verwendet

Auch Private wollen mitmischen

Neben den bisherigen Pilotversuchen, die allesamt in Kooperationen von Universität & Behörden entstanden sind, gibt es auch private Organisationen wie das „Swiss Cannabis Center (SCC)“ und „Pilotversuch Cannabis Schweiz (PVCS)„, die Versuche aufgleisen und Wartelisten für interessierte Konsument*innen führen. Das SCC plant für eine Durchführung in den Städten Bern, St. Gallen und Zürich, während PVCS die THC-Produkte über einen online-Shop in grösseren, noch nicht genauer definierten Versuchsgebieten anbieten will.